Samstag, 16. Januar 2016
15 - Beziehungsmenschen und solche die es werden wollen
Wow, manchmal kann ich nur staunen, wie schnell die Zeit an mir vorbei rennt. Das neue Jahr ist schon wieder 16 Tage alt und ich stehe bis zum Hals in den Vorbereitungen für die kommenden Semesterprüfungen. Mein Bein heilt so langsam aber sicher und ich zähle die Tage, bis ich endlich wieder mit dem Training anfangen kann. Auch mein Freund hat sich wieder ins Arbeitsleben gestürzt, damit die erholsamen Tage über Weihnachten schnell in Vergessenheit geraten. Ich höre ihn noch sagen: "Das war es für dieses Jahr. Jetzt kann ich mich erholen." - da steht er plötzlich schon wieder in seinem Businessanzug vor mir und marschiert ins Büro. Momentan besteht unsere noch junge Beziehung aus dem Abgleichen unserer Terminkalender, wobei ich mich frage, wie das andere Pärchen machen? Wie oft sollte man sich in der Woche sehen, damit man von sich behaupten kann, keine Fernbeziehung zu führen? Und ab welcher räumlichen Entfernung spricht man dann von einer Fernbeziehung? Denn das wollten wir nämlich nicht - eine Fernbeziehung. Aber was wir noch weiger wollten, ist keine Beziehung.
Überhaupt bin ich derzeit ein bisschen verunsichert, was ihn und mich angeht. Kürzlich hat er geäußert, dass in seinen vergangen Partnerschaften an ihm bemängelt wurde, er wäre kein Beziehungsmensch und inzwischen glaube er das auch. Was soll das bedeuten? Denn im Moment führt er ja eine Beziehung - mit mir...
Und wenn er tatsächlich Keiner ist, will er dann Einer werden und versucht es solange, bis er Einer ist?
Was bin eigentlich ich? Ich hatte noch nicht so viele Freunde, aber ich weiß, dass das Thema Zeitmanagement ohne Partner ein Einfacheres ist, auf die Liebe in meinem Leben möchte ich deswegen aber nicht verzichten.
Im Kreis meiner Kommilitonen habe ich ganz unterschiedliche Partnerschaften vertreten. Einige sprechen nur selten von ihrem Freund/ihrer Freundin, als wäre Derjenige/Diejenige Nebensache, eine Art Selbstverständlichkeit - die Beziehung federleicht und einfach zu handhaben. Andere quatschen permanent von Ihm/Ihr, fast schon ein bisschen zu viel. Und dann gibt es noch Die, deren Beziehungen ein einziges Auf und Ab sind, dass man sich fragt, wie sie es in Gottes Namen miteinander aushalten.
Doch bei niemanden scheint der Faktor Zeit eine große Rolle zu spielen. Weil es alles Beziehungsmenschen sind? Definiert der Grad an Beschäftigung und verfügbare Zeit die Ausprägung einer individuellen Beziehungsfähigkeit? Bin ich dann auch beziehungsunfähig wie mein Freund, weil er mehr arbeitet als ihm gut tut und ich neben Uni und Training genauso wenig Zeit habe?
Sei es drum, wenn wir es dann schaffen, füreinander Zeit zu finden, ist diese Zeit zumindest schöner als wenn wir sie alleine verbracht hätten. Und da minus und minus bekanntlich plus ergibt, wird aus zwei beziehungsunfähigen Menschen ja vielleicht ein Beziehungsfähiger...

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Beziehungsfähig und beziehungsunfähig, das sind doch bürgerliche Kategorien! ;-)

Ich habe mir darüber nie wirklich Gedanken gemacht, was diese ominöse "Beziehungsfähigkeit" eigentlich ist... Ich weiß nur, dass ich zu Unizeiten definitiv zu den Leuten gehört haben muss, die mehr über ihren Partner reden als der Umwelt lieb ist. Abgesehen von den vielen kleinen individuellen Faktoren, die bei mir wohl auch dazu geführt haben, lag das einfach daran, dass ich absolut hin und weg war - und außerdem: erster Freund uns so. Aber inwiefern das was mit Beziehungstyp oder nicht Beziehungstyp zu tun hatte? Kein Plan. Es muss in erster Linie mal passen. Man muss miteinander auskommen und mit seinem Zeitmanagement zufrieden sein, sich zumindest bemühen, zufriedener zu werden. Der Alltag funkt selbst dann dazwischen, wenn man zusammen wohnt, erst recht, wenn man beziehungstechnisch nicht siamesisch verschmilzt und seine Selbstständigkeit als Mensch aufzugeben, halte ich nicht gerade für erstrebenswert. Die Voraussetzung für ein glückliches Paar bilden nunmal zwei glückliche Menschen.

Insofern finde ich es eigentlich auch überflüssig, sich mit dem Faktor "Beziehungsfähigkeit" zu beschäftigen.

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Danke für deine Gedanken.
Als Außenstehender muss man sich das eine oder andere mal ein Augenrollen verkneifen, wenn nur noch "mein Schatzie hier und und mein Freund da" geht, aber ich kann es verstehen, wenn eine Beziehung gerade noch frisch ist, dass man dann die ganze Welt an diesem Glück teilhaben lassen will.
Ich habe mir bis zu dem Punkt, als mein Freund sein Vermögen über vermeintliche Beziehungsfähigkeit angesprochen hat, auch keine Gedanken gemacht und wahrscheinlich ist die Einschätzung darüber eine sehr subjektive. Daher habe ich einfach mal den Faktor Zeit damit verknüpft, weil das gerade der Knackpunkt bei uns beiden zu sein scheint. Bei jedem anderen Pärchen kann das ein ganz anderer Faktor sein.

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