Donnerstag, 24. September 2015
4 - offensichtliche Schönheit
Ich denke nicht, dass ich ein besonders selbstbewusster Mensch bin.
Sicher, ich weiß, wo meine Stärken und meine Schwächen liegen und ich kann mit Fleiß und Ehrgeiz meine Defizite ausgleichen, aber das lässt sich nicht auf das eigentliche Problem abbilden - die Sache mit den Kerlen. Ich werde schrecklich schnell rot, in Situationen, die mir unangenehm sind, vor allem aber in Anwesenheit von Typen, die ich attraktiv oder ansprechend intelligent finde. Ich brauche immer eine gewisse Zeit, bis ich "warm" mit der Situation werde und ich beneide die Mädels, die es schaffen, so locker leicht mit Jungs umzugehen. Liegt das nur an mir? Sind die anderen Mädels nicht eingeschüchtert, wenn ein vermeintlich gut aussehender Typ auf der Bildfläche erscheint?
Was ist eigentlich schön? Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Dabei stehe ich gar nicht auf offensichtliche Schönheit. Für mich muss ein Kerl Ecken und Kanten haben. Ich mag es, wenn er einen sexy 3-Tage-Bart und etwas "Dreckiges" hat. Damit meine ich nicht Dreck im eigentliches Sinne, sondern eher das Gefühl von Unvollkommenheit. Er darf ruhig ein bisschen grimmig sein, aber kein Arschloch.
Ich mag keine offensichtliche Schönheit - aalglatte Burschen mit Milchreisbubihaut und gegeelten Haaren... und wenn sie sich dann ihrer offensichtlichen Attraktivität bewusst sind, spiegelt sich das meist in ihrem Charakter wieder... Trotzdem schüchtern mich solche Jungs ein. Woran liegt das bloß? Wenn ich doch so gar nichts mit denen anfangen kann?! Und was kann ich tun, dass ich meine Scheu, sowohl der offensichtlichen Schönheit als auch meiner persönlichen Vorliebe, gegenüber verliere? Ich meine, worauf legen Jungs eigentlich Wert? Stehen die richtig hübschen Typen auch nur auf die richtig heißen Mädels und worauf stehen dann die geheimnisvollen Kerle?
Ich habe es eine Zeit lang mit Online-Partner-Websites probiert, weil es mir leichter fällt, zunächst einmal nur mit dem Mann zu schreiben. Zwar reduziert man den potentiellen Flirt auf den ersten Blick auf das Äußerliche, wer aber felsenfest behauptet, nur auf die inneren Werte zu achten, der ist in meinen Augen ein Heuchler. Denn ob man sich nun im Netz oder im echten Leben kennen lernt, den ersten Eindruck bekommt man durch das Aussehen des Gegenüber und wenn das nicht zu Einem passt, dann wird man sich auch nicht für die inneren Werte desjenigen interessieren. Für mich jedenfalls ist es eine Mischung aus 60:40, würde ich sagen. 60% Charakter und Intelligenz und 40% der optische Eindruck. Ich bin der Ansicht, dass man auch über sein Äußerliches viel von seinem Inneren preis gibt. Ein sehr übergewichtiger Mensch muss nicht hässlich sein. Er sagt aber über seinen Charakter aus, dass er sich ungesund ernährt und aller Wahrscheinlichkeit nach wenig oder gar keinen Sport macht. Es wäre also nahe liegend, dass ein überaus sportlicher und gesundheitsbewusster Mensch nicht zu diesem passt.
Wenn eine erfolgreiche Beziehung gewisse Gemeinsamkeiten voraussetzt, selektieren wir dann die potentiellen Partner in bestimmte Kategorien und woher weiß ich, in welcher Kategorie ich bin? Welcher Typ Mann passt zu mir und wie kann ich das herausfinden? Ich weiß, wie ich mich sehe, aber wie sehen mich andere Menschen und finden mich die Typen attraktiv, die ich attraktiv finde?
Ich gehöre zumindest nicht zu der Sorte offensichtlicher Schönheit, aber ich hätte gerne das Selbstbewusstsein davon. Dann würde ich mir vielleicht nicht so viele Fragen stellen.

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Samstag, 19. September 2015
3 - die zweite Pubertät
Niemand würde darauf kommen, dass ich schon 23 Jahre bin. Ich würde es mir selbst nicht glauben, wenn ich nicht wüsste, wie alt ich wirklich bin. Vor Kurzem habe ich mir einen Lottoschein kaufen wollen, in der vorsichtigen und sehr weit hergeholten Hoffnung, meiner studentische Dauerpleite mit einem Millionengewinn zu entkommen. Die Kassiererin des Zeitungsladens, in dem ich um einen Quicktipp bat, schaute mich mit weit aufgerissen Augen an und sagte erschrocken: "Ja, bist du denn schon 18?". Mit einem breiten grinsen auf den Lippen reichte ich ihr meinen Personalausweis, den die Dame musterte, als könne sie nicht glauben, dass da Jahrgang 92 aufgeführt ist.
Tja, um ehrlich zu sein, fühle ich mich auch nicht wie 23. Falls ich das je habe, dann jetzt erst recht nicht mehr. Ich habe nämlich die Pille vor einiger Zeit - und damit meine ich eigentlich vor vielen vielen Monaten - abgesetzt. Warum? Zur Verhütung brauche ich es nicht. ;-) Außerdem habe ich immer wieder ganz fiese Sachen über das Zeug gehört, also weg mit der Chemie. Und siehe da, es ist tatsächlich nicht so super für den Körper. Ich habe eine halbe Ewigkeit auf das Wiedereinsetzen meiner Periode gewartet. Zwischendurch war ich sogar bei der Frauenärztin, aus Angst, mit mir stimmt etwas nicht. Die sagte mir dann, dass das ganz normal wäre und die Periode bis zu einem halben Jahr auf sich warten lassen kann. Zur Info, es hat weitaus länger als ein halbes Jahr gedauert, bis meine Monatsblutung endlich von alleine wiederkam. Meine Frauenärztin jedenfalls riet mir, einfach wieder mit der Pille anzufangen, dann würde sich das Problem von alleine regeln... Das habe ich nicht getan. Ich habe gewartet und siehe da, irgendwann ist sie von alleine wieder eingesetzt. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass diese ganzen pubertären Erscheinungen wie unreine Haut auch gleich mitgekommen sind, dass ich mich zu meinem eher naiven Aussehen auch gleich wieder wie 16 fühle. Nach einer endlos scheinenden Zeit ohne Periode fühle ich mich jetzt also wie in einer zweiten Pubertät.
Damit kann ich leben, denn das Fiasko mit meiner Periode hat mir gezeigt, was für ein Eingriff in das hormonelle Gleichgewicht der Frau die Pille ist. Ich habe von Frauen gehört, die nach einer gewissen Einnahmezeit gar keine Kinder mehr bekommen konnten und eine Weile dachte ich, dass mich das nun vielleicht auch betrifft. Ich dachte nie, dass ich mich mal so über meine Regel freuen würde. Also genieße ich meine zweite Pubertät und vielleicht bringt die mir auch den Partner, mit dem ich meinen ersten Sex habe.

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Dienstag, 15. September 2015
2 - Das Gut der Intimität
Nach den ersten Reaktionen auf meinen Eröffnungsbeitrag im Blog stellte ich mir die Frage, ob ich tatsächlich der Exot bin, wie ich immer gedacht habe, da es offenbar Einige gibt, die mit dem Sex länger warten, als es der gesellschaftlichen Norm entspricht. Ich habe darauf einmal ein bisschen gegooglet und bin ziemlich schnell von meiner ursprünglichen Frage abgekommen.
Da gibt es echt viele Leute, die ihre Jungfräulichkeit im Internet versteigern wollen und fragwürdige Interessenten biete teilweise Summen in Millionen Höhe??!! Was bringt einen Menschen dazu, sein Gut an Intimität an einen Wildfremden aus dem Netz zu verkaufen? Und was sind das für Leute, die solch eine Jungfräulichkeit ersteigern? Mal davon abgesehen, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass die Mädchen wirklich noch Jungfrau sind, wo liegt der Reiz jemanden zu entjungfern? Fühlt sich das anders an, als wenn man mit jemandem schläft, der schon Erfahrung hat oder geht es dabei um eine mehr oder weniger perverse Phantasie, die ausgelebt werden will?
Ich jedenfalls würde für kein Geld der Welt meine Jungfräulichkeit versteigern. Ich habe schon genug Bammel vor dem ersten Mal mit einer mir vertrauten Person, die ich liebe. Wie soll ich mich da Jemanden hingeben, den ich überhaupt nicht kenne?
Da mache ich lieber Foodsharing, das ist gut für die Umwelt und spart Geld. Außerdem wohne ich an der Uni im Wohnheim, noch einmal eine Ersparnis, als wenn ich meine eigene Wohnung hätte.
Und meine Eltern sind ja auch noch für mich da, wenn das Geld am Ende des Monats knapp wird... Apropos Eltern, ich würde zu gerne wissen, was meine Eltern über mein Liebesleben denken. Ich habe ihn lange keinen Kerl mehr vorgestellt. Einfach, weil keines der Dates zu etwas Ernsthaftem geführt haben. Da gibt es zwar einen Mann, an dem ich interessiert bin und mit dem ich jetzt seit mittlerweile zwei Jahren Kontakt halte, aber wir wohnen einfach zu weit auseinander, dass man das eine Beziehung nennen könnte. Meine Mutter sagt hin und wieder, dass sie irgendwann mal Oma werden möchte und ich könnte mir auch Kinder in meiner Zukunft vorstellen. Im Moment will ich mich aber auf die Uni konzentrieren und danach erst einmal im Berufsleben Fuß fassen. Da haben die Mädels aus meiner Schulzeit einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Gut die Hälfte der Mädchen aus meiner Abschlussklasse sind sehr zeitig nach der Schule schwanger geworden. Manche von Ihnen haben inzwischen zwei Kinder. Da frage ich mich doch, wie das so schnell ging und ob ich irgendwas falsch gemacht habe.
Gut, ich glaube, von denen hat auch keine ein Studium angefangen, aber trotzdem würde mich interessieren, ob das alles Wunschkinder waren?!
Ich fühle mich auf jeden Fall noch nicht bereit, die Verantwortung für ein Leben zu tragen. Meine ehemaligen Klassenkameraden haben diese Verantwortung jedoch schon mit 18 oder 19 getragen. Das finde ich eigentlich ziemlich mutig, wenn da nicht der Hintergedanke wäre, dass diese Verantwortung aus Leichtsinn heraus entstanden ist.
Ich jedenfalls werde das Thema Verhütung bei meinem ersten Mal groß schreiben, schon wegen übertragbaren Krankheiten. Und Oma kann meine Mum ja auch noch in fünf oder zehn Jahren werden.

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