Sonntag, 13. Dezember 2015
12 - kleine und große Weihnachtskrisen
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und ich stürze mich ganz traditionell wie der Rest des Landes in den Weihnachtsshoppingstress. Das Geschenk für meine Mutter hatte ich schon im September, für meinen Vater gehörte etwas mehr Grübelei dazu, meine Oma bekommt wohl den obligatorischen Pralinenkasten. Fehlen noch mein Bruder, für den es wohl nichts ausgefallenes sein muss, so wenig, wie er sich für seine Familie zu interessieren scheint. Dann wäre da noch meine beste Freundin, um die ich mir Gedanken machen und muss, aber die wahre Herausforderung stellt mein Freund dar. Was schenkt man dem Mann im eigenen Leben, vor allem, wenn man erst seit Kurzem zusammen ist? Gutscheine und Hygieneartikel finde ich furchtbar unpersönlich und einfallslos. Schrecklich pragmatisch ist der Gute zudem auch auch noch. Sind hübsche Füller für einen Bürohengst ein angemessenes Geschenk? Soll ich ihm ein paar von Herzen kommende Kekse backen? Oder doch lieber eine Best Of - CD seiner Lieblingsband?
Macht er sich auch so viele Gedanken über das Geschenk für mich? Eine Freundin sagte neulich zu mir: "Ich habe dasselbe Problem. Mir will einfach nichts einfallen und die Männer haben es viel leichter. Frauen kann man so viel schenken. Schmuck, Parfüm, einen Spa-Urlaub...".
Stimmt das? Sind wir Frauen ein leichter Fall für die Männer und warum ist es dann so schwer, etwas für die Männer zu finden? Müsste man da eigentlich nicht einfach den Spieß umdrehen? Wie wäre es mit einer Bohrmaschine, einen Fallschirmsprung oder ein dreitägiges Überlebenstraining in der Wildnis? Kann man Männer und Frauen ganz einfach pauschalisieren? Zu allem Überfluss sind meine Bemühungen, mich bei einem Bummel durch die Geschäfte inspirieren zu lassen, durch den Umstand gehemmt, dass ich mir das Bein gebrochen habe und mehr oder weniger an die Couch gefesselt bin.
Eigentlich bin ich niemand, der auf den letzten Drücker losrennt, aber in diesem Jahr kann ich es irgendwie nachvollziehen, dass Manche am Morgen des Heilig Abend immer noch ziellos durch Saturn laufen, auf der verzweifelten Suche nach irgendeinem phantastischen Geschenk. Und dann gibt es Socken? Wenn das Geschenk am Ende eh in etwas Anderes umgetauscht wird, warum ziemt es sich nicht, gleich dem Liebsten das Geld dafür in die Hand zu drücken? Ganz nach dem Motto: "Mach dir einen schönen Abend mit deinen Jungs."
Dabei ist das Fest der Liebe doch dazu da, mit seinen Engsten zusammen ein paar schöne Tage zu genießen und meine Kommilitonen betonen jeder für sich, Hauptsache, das Geschenkte kommt von Herzen... Sagt sich leicht, denn letzten Endes will man ja trotz aller Herzlichkeit nicht mit lehren Händen dastehen. Und auch wenn gerne beteuert wird, dass das Geschenk nicht viel kosten muss, fragt man sich unwillkürlich, wie viel der Andere ausgegeben hat und was eine angemessene Summe für ein Weihnachtsgeschenk ist.
Also hocke ich hier mit meinem kaputten Bein in Gips und grübele für mich hin. Schön, dass das Leben noch andere zwischenmenschliche Herausforderungen bereithält.

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