Freitag, 25. Dezember 2015
13 - Stillstand im Wandel der Jahre
2015 war schon ein tolles Jahr. Noch ist es nicht ganz
rum, aber ich kann bereits jetzt zurückblickend sagen,
dass ich mit diesem Jahr durchaus zufrieden bin -
sowohl beruflich als auch privat. Am Anfang des Jahres
habe ich eine große Veränderung in meinem Leben
durchgemacht und dabei vielen, liebgewonnenen Menschen
mehr oder weniger den Rücken gekehrt. Ich musste
diesen Schritt tun, um voranzukommen und ich bin mit
meiner Entscheidung, diesen Neuanfang zu wagen, mehr
als zufrieden. Vor ein paar Tagen habe ich dann Einen
dieser liebgewonnenen Menschen, mit dem ich Kontakt
gehalten habe, wiedergetroffen und ich musste festellen,
dass meine Erwartungen, was sich in diesem einen Jahr
bei ihm so getan hat, voll und ganz erfüllt wurden.
Mein Bekannter ist schon ein wenig älter als ich und
lebt ein Leben, dass ich um nichts in der Welt haben
wollen würde. Es ist meiner Ansicht nach ein trauriges
Leben, vor dem ich gewissermaßen ein bisschen Angst
habe, wenn es mich betreffen würde. Mit 38 Jahren ist
er Single und hatte noch nie eine richtige Beziehung.
Außerdem pflegt er seit fast fünf Jahren den "Kontakt"
zu einer Frau, von der er sagt, dass er sie liebt, obwohl
die Beiden sich im realen Leben noch nie gesehen haben.
Ihre Beziehung besteht aus Telefonaten und SMS,
kennengelernt haben sie sich auf einer dieser Online-
Dating-Websites. Und seit nunmehr fünf Jahren schafft
es diese Frau, jedes geplante Treffen mit irgendeiner
Ausrede abzusagen und mein Bekannter hält dennoch
weiterhin diese "Liebe" fest.
Das nenne ich mal Durchhaltevermögen, aber wie viel
Geduld ist eigentlich gesund? Liebe ist wunderschön,
gewissermaßen heilend und belebend. Aber sie kann
einen Menschen auch zerstören. Sollte dieser unbedingte
Wille, einen Partner vorweisen zu können, nicht seine
Grenzen haben?
Ich musste also feststellen, dass sich in diesem einen
Jahr, in dem sich nahezu alles für mich verändert hat,
seine Tage wie jeder Andere verstrichen sind, ganz so
wie ich es erwartet hatte. Tag ein Tag aus in dem Job,
über den er nur meckert aber nie kündigen würde.
Jedes Wochenende ähnelt dem Vorangegangenen, in
der Überzeugung, dass seine Angebete endlich die Verab-
redung einhält und auch das Weihnachtsfest verbringt
er alleine, in unerschütterlicher Hoffnung, SIE möge sich
doch noch melden und ihn zu sich einladen.
Er weiß, dass sein Verhalten verrückt ist und doch
lässt er die Zeit von Dannen ziehen, als würde die
Ewigkeit auf sein Liebesglück warten.
Ich bin selbst kein Paradebeispiel dafür, wie ein perfektes
Liebesleben aussehen sollte und ich hege auch ernst-
hafte Zweifel daran, dass es soetwas überhaupt gibt.
Aber sollte man versuchen eine Liebe zu erzwingen und
welche Aussichten auf Erfolg hat diese
Beharrlichkeit?
Ich habe längst aufgehört zu diesem Thema in seinem
Leben etwas zu sagen. Ich habe in der Vergangeneit
Verständins gezeigt, Zweifel geäußert und meine
Meinung geäußert, aber inzwischen bin ich mit meinem
Latein am Ende und ich bin mir auch nicht sicher, ob
ich überhaupt das Recht habe, mich in seine
Angelegenheiten einzumischen. Aber sind dazu nicht
Freunde da? Dass sie Einem sagen, wenn man
Blödsinn anstellt? Und wie lange sollte man den Gegenüber
immerwieder darauf hinweisen?
Dieses Jahr ist zumindest nun fast vorbei und ich bin
mir ziemlich sicher, dass sich auch im kommenden Jahr
absolut gar nichts in seinem Leben und der Art,
wie er denkt, ändern wird. Das ist im Grunde ja auch
nicht schlimm. Wir können ja schließlich nicht alle
ständig alles über den Haufen werfen, was wir uns
aufgebaut haben. Aber ab wann bedeutet Stillstand,
dass wir unsere Zeit auf Erden verschwenden?
Schließlich haben wir alle nur dieses eine Leben...

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